Montag, 9. März 2015

Warum ist Deflation schlecht?

Düsseldorf: Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, warnt vor langfristig sinkenden Preisen in Europa. „Das Risiko der Deflation, insbesondere in der Euro-Zone, besteht definitiv “, sagte Blanchard in einem Interview mit dem Handelsblatt (Dienstagausgabe). Das Argument von europäischen Ökonomen, dass Deflation den Krisenstaaten in Europa helfen würde, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden, sieht Blanchard kritisch.

Deflation in Ländern wie Spanien oder Portugal ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite würde es sicherlich die Wettbewerbsfähigkeit verbessern und dem Export helfen. Aber auf der anderen Seite würde es die Realzinsen und den Realwert der Schulden erhöhen, und damit die Binnennachfrage verringern“, sagte der 65-Jährige. Und er ergänzte: „Die Gefahr ist, dass der zweite Effekt den ersten dominiert, was zu niedrigerer Wirtschaftsleistung führt und weiterer Deflation. Allgemein werden längere Zeiten mit niedriger Inflation die notwendige Anpassung in der Eurozone erschweren.“ (Handelsblatt vom 10.03.2014)

Bisher konnte noch niemand schlüssig erklären warum eine Deflation so derart schlecht ist und nicht einfach Teil des Schweinezykluses ist. Wenn, laut Herrn Blanchard, die Realschulden und Realzinsen durch die Deflation steigen, warum soll die Binnennachfrage sinken, da auch die Realpreise sinken? In jedem normalen Diskonter wird mit möglichst niedrigen Preisen geworben um die Nachfrage zu stimmulieren. Deflation senkt nur die Möglichkeit der „Entschuldung“ von Schulden über die, von der Allgemeinheit zu tragende, Inflation. Ein Wirtschaftsverständnis, dass ein lineares Extrapolieren von Wachstumswerten anstrebt ist wohl weit entfernt von natürlichen Wellenbewegungen und Zyklen. Wenn dagegen vorgegangen wird, exponentielle Wachstumseffekte in Märkten sich nicht auch wieder zurückzuentwickeln zu lassen muss es über lange Sicht gesehen zwangsläufig zu hypertropher Blasenbildung kommen – mit den dazugehörigen, schockartigen Entlastungsreaktionen.

Eines ist jedoch wirklich bei einer Deflation gefährdet: Die Rendite von Kreditgebern, da diese in der Steigerung der Kaufkraft aufgehen würde. Die Abschöpfung über die Preissteigerung würde nicht mehr funktionieren. Warum gibt es eigentlich eine laufende Preissteigerung? Für wen ist diese notwendig? Da hört man kein Geschrei und Gezehter! Versuch einer Plausibilisierung: Man borgt sich einen Liter Milch aus. Nach einer gewissen Zeit gibt man den Liter Milch wieder zurück und ein bisschen mehr Milch als Zinsen. Damit hat sich der ursprüngliche Liter Milch um die zusätzliche Menge Milch verteuert. Derjenige der den Liter Milch hergebort hat, kann jetzt aus dem Nichts ein bisschen Milch nur für sich haben und den Liter Milch wieder herborgen (unsere Milch wird in diesem Fall nicht ranzig) Dadurch entsteht eine endlose Reihe in der Milch ohne eine Kuh fließt (das gleiche geht mit Honig ohne Bienen auch) Wie man leicht erkennen kann, fließt hier nur produzentenlose Milch und freier Honig bei einer Mengensteigerung im Rückgabefall (im Geld wäre das wohl eine Preissteigerung) – Vielleicht liegt darin der wirkliche Grund für die Ängste der Hochfinanz vor einem Preisverfall? Plötzlich würde für die Herrn (und paar Damen) keine Milch und kein Honig mehr fließen. Da müssten dann eine Menge an hochbonierten Menschen plötzlich wieder selbst zum Wertschöpfen anfangen und ihre Profession des „Lebens von anderer Menschen Arbeit“ würde nicht mehr diese unbeschreiblichen Gewinne abwerfen.

Vielleicht ist der medial seit langem ordentlich eingerührte Kampf gegen die Deflation nichts anderes als den hochbezahlten Bankern und Hedgefondsmanagern ihre Hubschrauberflüge zu den Besitzern der Gewinne der Marktwirschaft auch weiterhin zu finanzieren? Zu den Inseln wo Milch und Honig steuer- und deflationsfrei fließen.

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