Mittwoch, 29. April 2015

Der Druck steigt


Das ist wirklich erstaunlich - im Mitgliedsstaat Griechenland werden die EU-Bürger einer Finanzexekution unterzogen, die jeden Kredithai erschaudern läßt und in der Ukraine vers(ch)enkt die EU auf Geheiß der USA Geld ohne Ende und ohne eine einzige Reform. Wichtig war den USA da nur, dass die Chinesen in der Ukraine nicht Fuß fassen konnten und die Russen daran gehindert werden konnten, die chaotische, partikularinteressierte Destabilisierung des Nahen und Mittleren Ostens auch nur ansatzweise zu vereiteln. Genauso wie eigentlich niemand wirklich hinterfragt hat was deutsche und sogar auch österreichische (!) Truppen in Afghanistan genau machen, so wird die strategische Umsetzung der US-Weltmacht-Ziele von den EU-Staaten vollkommen unreflektiert durchgeführt.

Jeder EU-Politiker der die innere Integration der EU nicht als Hauptziel vor "geostrategischen" Aktivitäten vor Augen hat, sollte sofort seinen Posten räumen. Die Menge an EU-Politikern die der EU das Wasser durch diese politische "Zerstreuung" abgraben ist wohl daran Schuld, dass die EU Verdrossenheit langsam aber sicher mehrheitsfähig wird.

Treppenwitz der Geschichte: Wenn die EU gleich die Milliarden-Unterstützung an die Ukraine bei den Assoziationsverhandlungen zugestanden hätte und die Visa-Freiheit für die Ukrainer akzeptiert hätte, dann hätte der Herr Janukowitsch ganz locker das Abkommen unterschrieben. Ohne Mord und Totschlag - die auch nie aufgeklärt wurden. Bei der Machtübernahme des Westens sind jedenfalls mehr Menschen umgekommen als bei der Annektion der Krim. Im Jemen hat der geflohene Präsident jetzt die Saudis und in Wirklichkeit seine Schirmherrn die USA gebeten militärisch einzugreifen. Irgendwie werden die westlichen Stehgreifübungen der Rechtfertigungen immer abstruser. Warum müssen auch immer die Interessen der USA, im Gegensatz zu allen ihren Widersachern in der Welt rechtskonform sein? Wozu der Aufwand im Selbstbetrug? Die größte Militärmaschinerie die es je gegeben hat benötigt man nicht um allgemeine Rechtsstandards durchzusetzen, die benötigt man um Interessen durchzusetzen. Und die sind fast ausschließlich wirtschaftlich motiviert.

Peinlich ist auch vor allem die europäische Linke, die sich hier offenbar voll der Vertretung der neoliberalen Wirtschaftsziele von, letzten Endes, vollkommen entpolitisierten wirtschafts-macht-technokratischen Zirkeln verschrieben hat. Diese Gruppen besitzen Arbeitsplätze auf einem supranationalem Niveau und können damit die politischen Gruppen jeder Couleur vor sich hertreiben. Geld gegen Gesetze, die wiederum die Profite maximieren, die dann wiederum von Steuern erleichtert werden – alles nur, damit Arbeitsplätze „gehalten“ werden können. Konservative politische Gruppen sind spätestens auf europäischer Ebene in blinder Gefolgschaft diesen wirtschaftlichen Konglomeraten und Profiteuren ergeben. Christlich-soziale oder sonstige gemeinschaftszentrierte Ideologien sind schon längst dem Sachzwang Geld=Profit erlegen. Sozialdemokratische Konzepte und Ideologien wiederum sind zwischen dem Scheitern des realen Sozialismus gegen den Kapitalismus und den Schuldverschreibungen im Besitz des „Kapitalmarktes“ (vor ein paar Jahren noch Kapital – und in der Personalisierung „Kapitalist“) aufgespannt und eigentlich alternativlos. Dadurch herrscht eine Idee vor, dass es keinerlei berechtigte Interessen außerhalb von wirtschaftlichen Interessen gibt. Viel mehr noch, Fragen der Identität, der Integrität, des Zusammengehörigkeitsgefühls und einer längerfristigen Daseinsberechtigung werden gegenüber den wirtschaftlichen Interessen abgewertet oder gar vollständig in den Hintergrund gedrängt. Ein derart massives Primat des Geldes und der wirtschaftlichen Interessen über die Grundbedürfnisse von Menschen und ganzer Völker wird sich nicht durch militärische Gewaltanwendung unterdrücken lassen. Jedenfalls nicht langfristig.

DI Mathias Gruböck Baden, 28.04.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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