Montag, 28. Mai 2012

Betreff: An den Vorsitzenden des Blasmusik-Kreisverbands Pforzheim

Betreff: An den Vorsitzenden des Blasmusik-Kreisverbands Pforzheim, sehr geehrter
Herr Wirtschaftsberater Krichbaum!
Von: MG <m.gruboeck@gmx.at>
Datum: 28.05.12 10:32
An: gunther.krichbaum@bundestag.de

In einem österreichischen online-Medium werden Sie zitiert, dass Sie über eine politisch-lyrische Aussage eines 84 jährigen Nobelpreisträgers gemeint hätten: ,,Insgesamt sollte man Günter Grass nicht mehr ganz so ernst nehmen'', sagte etwa der Vorsitzende des Europaausschusses im deutschen Bundestag, Gunther Krichbaum, am Samstag im Deutschlandradio Kultur.

Muss man dieses Zitat von Ihnen ernst nehmen? Wie ich sehe haben Sie ihr Abitur am Solitude-Gymnasium gemacht. (griechische Erfindung) Dort haben Sie sicherlich auch Literaturbesprechungen erlebt. Zauberlehrling, die Glocke, all die Gedichte die man sich mühevoll erschließen konnte oder musste. Oder sie eben als Schwachsinn bezeichnen. Zu Ihrer Jugendzeit konnte man sich ja auch eher Nena oder Modern Talking-Texten widmen.

Nur eines habe ich im Gymnasium auch gelernt - Humanismus (auch sehr starke griechische Wurzeln) und, worin wir besonders ausgebildet wurden: die freie Rede. Dazu gehört simultan, die Meinung des anderen gelten zu lassen (und damit seine Person).

Entschuldigen Sie, vielleicht wurde Ihr Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, oder Sie hatten nicht die Zeit das Grass-Gedicht in Ruhe zu lesen, aber vielleicht können Sie versuchen eine inhaltliche Replik nicht durch persönlich diskreditierende Aussagen zu entwerten. In unserer Twitter-Schnellreaktions-Gesellschaft maßen sich viele Wertungen über andere an, nur weil sie Zugriff zum Internet haben und anonymisiert Dinge von sich geben können.

Man muss keinen Menschen entmündigen um über Fragen und Eindrücke die er in Gedichtform aufwirft nachzudenken. Es gibt keine blöden Fragen es gibt nur blöde Antworten.

DI Mathias Gruböck, Baden Österreich

In Memoriam Günther Grass