Betreff: An den Vorsitzenden des
Blasmusik-Kreisverbands Pforzheim, sehr geehrter
Herr Wirtschaftsberater Krichbaum!
Von: MG <m.gruboeck@gmx.at>
Datum: 28.05.12 10:32
An: gunther.krichbaum@bundestag.de
In einem österreichischen
online-Medium werden Sie zitiert, dass Sie über eine
politisch-lyrische Aussage eines 84 jährigen Nobelpreisträgers
gemeint hätten: ,,Insgesamt sollte man Günter Grass nicht mehr
ganz so ernst nehmen'', sagte etwa der Vorsitzende des
Europaausschusses im deutschen Bundestag, Gunther Krichbaum, am
Samstag im Deutschlandradio Kultur.
Muss
man dieses Zitat von Ihnen ernst nehmen? Wie ich sehe haben Sie ihr
Abitur am Solitude-Gymnasium gemacht. (griechische Erfindung) Dort
haben Sie sicherlich auch Literaturbesprechungen erlebt.
Zauberlehrling, die Glocke, all die Gedichte die man sich mühevoll
erschließen konnte oder musste. Oder sie eben als Schwachsinn
bezeichnen. Zu Ihrer Jugendzeit konnte man sich ja auch eher Nena
oder Modern Talking-Texten widmen.
Nur
eines habe ich im Gymnasium auch gelernt - Humanismus (auch sehr
starke griechische Wurzeln) und, worin wir besonders ausgebildet
wurden: die freie Rede. Dazu gehört simultan, die Meinung des
anderen gelten zu lassen (und damit seine Person).
Entschuldigen
Sie, vielleicht wurde Ihr Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, oder
Sie hatten nicht die Zeit das Grass-Gedicht in Ruhe zu lesen, aber
vielleicht können Sie versuchen eine inhaltliche Replik nicht durch
persönlich diskreditierende Aussagen zu entwerten. In unserer
Twitter-Schnellreaktions-Gesellschaft maßen sich viele Wertungen
über andere an, nur weil sie Zugriff zum Internet haben und
anonymisiert Dinge von sich geben können.
Man
muss keinen Menschen entmündigen um über Fragen und Eindrücke die
er in Gedichtform aufwirft nachzudenken. Es gibt keine blöden Fragen
es gibt nur blöde Antworten.
DI
Mathias Gruböck, Baden Österreich
In Memoriam Günther Grass